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Mädchengesundheit

Warum Mädchengesundheitsförderung wichtig ist

Personen verschiedener Geschlechter unterscheiden sich körperlich. Sie haben zum Beispiel unterschiedliche äußerliche und innere Geschlechtsmerkmale und sie unterscheiden sich in ihrer hormonellen und chromosomalen Ausstattung. Damit gehen auch bestimmte Beschwerden oder Krankheiten einher, die nur oder vordergründig Mädchen* und Frauen* bzw. Burschen* und Männer* betreffen.

Mädchen* und Burschen* bzw. Frauen* und Männer* finden in unserer Gesellschaft auch ungleiche Erwartungen, Bedingungen und Herausforderungen vor. Hier spricht man auch von sozialen Einflüssen. Diese bestimmen unsere Gesundheit ebenfalls maßgeblich mit.

Während die körperlichen Faktoren nicht veränderbar sind, jedoch unbedingt Berücksichtigung bei der Diagnose und Behandlung erfordern, sind die sozialen Bedingungen beeinflussbar und können so zu einer guten Gesundheit aller Geschlechter beitragen.

Welche mädchenspezifischen Gesundheitsfragen gibt es?

Studien zeigen schon in jungen Jahren deutliche Unterschiede in vielen Bereichen der Gesundheit von Mädchen* und Burschen*.
Ab der 7. Schulstufe, also ab einem Alter von ca. 13 Jahren, sinken bei Mädchen* nachweislich ihr subjektiver Gesundheitszustand, ihre Lebenszufriedenheit und ihr emotionales Wohlbefinden. Dies passiert deutlicher als bei Burschen* im selben Alter.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Beschwerdelast: Gereiztheit, schlechte Laune, Schwierigkeiten beim Einschlafen, Nervosität, Zukunftssorgen, Niedergeschlagenheit und Angstgefühle werden deutlich häufiger von Mädchen* genannt als von Burschen*.

Unterschiede gibt es auch beim Körperselbstbild. 44 von 100 Mädchen im Alter von 15 Jahren fühlen sich ein bisschen oder viel zu dick. Tatsächlich haben (bezogen auf den Body-Mass-Index) nur 17 von 100 Mädchen dieser Altersklasse mehr Gewicht.
Mädchen* und Frauen* haben mehr Diäterfahrungen. Sie sind deutlich häufiger von den Essstörungen Bulimie, Magersucht und Binge Eating Disorder betroffen als Burschen* und Männer*.
Bereits Mädchen* der Schulstufe 5 machen weniger Bewegung als Burschen*. Nur 27 von 100 Mädchen* im Vergleich zu 36 von 100 Burschen* sind täglich mindestens 60 Minuten körperlich aktiv. Dies setzt sich in allen Altersgruppen fort. Umgekehrt verbringen mehr Mädchen* (44 von 100 Mädchen* im Vergleich zu 31 von 100 Burschen*) mehr als fünf Stunden täglich im Sitzen oder Liegen mit ihrem Handy.

Menstruationsschmerzen sind unter Mädchen* und Frauen* weit verbreitet: Etwa 3 von 4 Mädchen* und Frauen* haben zeitweise Beschwerden, bei jeder zehnten sind sie so stark, dass sie für ein bis drei Tage pro Monat nicht in der Lage ist, ihren normalen Alltag zu bewältigen. Mittlere bis starke Menstruationsbeschwerden sind bei jungen Frauen* unter 20 Jahren häufiger als bei älteren Frauen*.

Mehr Mädchen* als Burschen* wählen aus einer kleineren Palette von möglichen Lehrberufen: 36 Prozent aller weiblichen Lehrlinge wählt immer noch einen der drei Lehrberufe Einzelhandel, Bürokauffrau oder Friseurin. Auch dies hat eine entscheidende Auswirkung auf die Gesundheit von Mädchen* und Frauen*, da diese Lehrberufe zu den schlecht bezahlten Lehrberufen zählen.

Dies ist nur eine kleine Auswahl an Gesundheitsthemen. Dem Determinantenmodell von Dahlgren und Whitehead folgend, ist es aus unserer Perspektive wichtig, jeden Faktor, der unsere Gesundheit mitbestimmt, unter einer Geschlechterperspektive zu betrachten.
Da dies noch nicht in allen Bereichen der Medizin und des sozialen Lebens angekommen ist, ist Mädchengesundheitsförderung ein wichtiger Auftrag von uns allen.

Wie kann ich die Gesundheit von Mädchen* und jungen Frauen* fördern?

Um die Gesundheit von Mädchen* und jungen Frauen* zu fördern, müssen sowohl die biologischen als auch die sozialen Unterschiede mit bedacht werden.
Dies kann zum Beispiel bedeuten, dass Sie als Elternteil, Betreuer*in oder Jugendarbeiterin Mädchen* offen und verständlich über körperliche Entwicklungen in der Pubertät aufklären (gute Informationen dazu finden sie unter https://www.feel-ok.at/de_AT/jugendliche/jugendliche-koerper-psyche.cfm ) oder evidenzbasierte Tipps bei Regelbeschwerden weitergeben (Diese finden Sie unter https://www.gesund-informiert.at/gesundheitsthemen/periode).

Es gehört auch dazu, den Mädchen ein gutes Vorbild in Bezug auf Selbstbewusstsein, Genussfähigkeit oder Konfliktlösung zu sein. Nicht immer zu allem „Ja“ sagen, sondern eigene Grenzen klar zu machen ist genauso wichtig, wie eigene Bedürfnisse offen zu kommunizieren, Wege und Möglichkeiten des Entspannens zu entdecken oder sich kritisch mit den gängigen Schönheitsidealen auseinander zu setzen.

Bestärken Sie Mädchen* darin, ihre vielfältigen Potentiale und Handlungsmöglichkeiten auszuschöpfen.
Feste Rollenbilder engen alle ein und sollten zur Förderung der Gesundheit unbedingt hinterfragt und aufgebrochen werden.

Quellen:
Bundesministerium für Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz
(Hrsg.) (2023): Gesundheit und Gesundheitsverhalten von österreichischen Schülerinnen und Schülern. Ergebnisse des WHO-HBSC-Survey 2022/23, Wien
Padín, Paula F. et al. (2021): Social media and eating disorder psychopathology: A systematic review
Gaiswinkler, Sylvia; Wahl, Anna; Antony, Daniela; Ofner, Tonja; Delcour, Jennifer; Antosik, Jennifer; Pfabigan, Johanna; Pilwarsch, Johanna (2024): Menstruationsgesundheitsbericht 2024. Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK), Wien.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: https://www.bzga-essstoerungen.de/index.php
Gesundheitsinformation.de: https://www.gesundheitsinformation.de

Fachstelle Mädchengesundheit

Zu unseren Kanälen für Mädchen* und junge Frauen*

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Links

Das  Körperselbstbild österreichischer Schülerinnen und Schüler: HBSC-Ergebnisse 2021/22. Die Factsheet aus dem Jahr 2024 zeigen anhand der HBSC Daten, wie weit das Gefühl zu dick oder zu dünn zu sein bei den österreichischen Schülerinnen und Schülern verbreitet ist und mit welchen anderen Gesundheitsindikatoren das Körperselbstbild in Zusammenhang steht.
Kinder- und Jugendgesundheit

Gesundheitskompetente Jugendarbeit. bOJA – Bundesweites Netzwerk Offene Jugendarbeit.
https://www.gesunde-jugendarbeit.at/

Gesundheit und Gesundheitsverhalten von österreichischen Schülern und Schülerinnen. Ergebnisse des WHO-HBSC-Survey 2021/2022. Bundesministerium für Soziales, Wien 2022.
Kinder- und Jugendgesundheit

Österreichischer Frauengesundheitsbericht 2022. Bundesministerium für Gesundheit, Wien 2022.
Frauen- und Gendergesundheit

Autorinnen:
Jutta Eppich, Erziehungs- und Bildungswissenschafterin. Master of Public Health, Expertin der Fachstelle Mädchengesundheit Steiermark des Frauengesundheitszentrums;
Rita Obergeschwandner, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Webmasterin
Letzte Aktualisierung: 30. Juli 2025