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Seelische Gesundheit von Mädchen und Frauen stärken

Presseinformation, Graz, 27. Mai 2020

(v.l.n.r. Felice Gallé, Frauengesundheitszentrum, Landesrätin Juliane Bogner-Strauß, Renate Gruber, Frauengesundheitszentrum)

Anlässlich des internationalen Aktionstags für Frauengesundheit am 28. Mai rückt das Frauengesundheitszentrum heuer die seelische Gesundheit von Frauen und Mädchen in den Fokus. Ab sofort bietet es Beratungen und Psychotherapien auch wieder persönlich vor Ort am Grazer Joanneumring 3.

Große Risiken für die Gesundheit von Frauen sind – und wurden aktuell durch die Corona-Krise deutlich – Mehrfachbelastung, (Alters-)Armut und Gewalt. Gesund halten hingegen gerechte Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben, Stärkung von Mädchen, ein geschlechtergerechtes Gesundheits- und Sozialsystem, gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Schutz vor Armut und Gewalt, Zugang zu leistbaren Verhütungsmitteln, Vielfalt statt gesundheitsschädigende Schönheitsideale, Gesundheitsinformationen mit Qualität, Gesundheitskompetenz, Freundschaften und unterstützende Nachbarschaft, Wohlwollen für sich selbst und andere Frauen.

Seelische Gesundheit von Frauen und Mädchen

Ob Frauen sich gesund oder krank fühlen, hängt nicht nur davon ab, ob ihnen etwas körperlich wehtut oder nicht. Vor allem die seelische Gesundheit hat einen großen Einfluss auf ihr Wohlbefinden. Die letzten Wochen haben dies mehr denn je deutlich gezeigt und durch die Corona-Krise wurden Belastungen für viele Frauen noch heftiger, Ungerechtigkeiten noch drückender:

  • Isolation und Einsamkeit sind speziell, aber nicht nur für ältere und alte Frauen ein Problem.
  • Ängste, nicht nur vor der Krankheit, auch vor dem Verlust des Arbeitsplatzes beschäftigen aktuell viele Frauen.
  • Existenzängste plagen besonders Alleinerzieherinnen. Sie sind auch bei Arbeit im Homeoffice besonders gefordert.
  • Frauen sind auch durch die Pflege von Angehörigen und als Gesundheitsmanagerinnen für die ganze Familie derzeit besonders belastet.
  • In sogenannten systemrelevanten Berufen, etwa als Pflegerinnen oder Supermarktverkäuferinnen, sind viele Frauen tätig – oft unter unsicheren Bedingungen und bei geringer Bezahlung.

„Frauen haben während der Corona-Krise Außerordentliches geleistet und sind oftmals an ihre körperlichen und seelischen Grenzen gegangen“, bedankt sich Frauenlandesrätin Juliane Bogner-Strauß bei den steirischen Frauen für ihren unverzichtbaren Einsatz in den vergangenen Wochen. „Die Corona-Krise hat aber auch den Druck auf Frauen, insbesondere durch die Mehrfachbelastung aus Arbeit, Home-Schooling sowie Haushalt, maßgeblich erhöht. Daher ist es überaus wichtig den Bereich der Gesundheitsförderung, wie auch die Frauen- und Mädchenberatungsstellen in der Steiermark sichtbarer zu machen, um das Bewusstsein für Angebote und Unterstützungsmaßnahmen zu erhöhen. Zudem soll der Bereich der Frauenberatung in den kommenden Jahren noch weiter gestärkt werden“, sagt Bogner-Strauß.

Frauengesundes Wissen

Gründe, warum ein internationaler Aktionstag für Frauengesundheit unverändert wichtig ist, gibt es zahlreiche, obwohl die Frauengesundheitsbewegung und die Gendermedizin, ihre Aktivistinnen und Expertinnen, bereits viel erreicht haben. Doch immer noch fehlen Informationen und Wissen, etwa über unterschiedliche Symptome bei Herzinfarkt bei Frauen und Männern. Immer noch werden zu wenige Daten geschlechtsspezifisch erhoben und Studien vorrangig mit Männern durchgeführt. Das hat Folgen: Acht von zehn Medikamenten, die zurückgezogenen werden, schädigen Frauen. Immer noch werden Frauen als Patientinnen oft nicht ernst genommen und bekommen rasch Psychopharmaka verschrieben. Bei Männern hingegen werden Depressionen häufig übersehen. Für Felice Gallé und Renate Gruber vom Frauengesundheitszentrum steht fest: „Vorurteile und starre Rollenbilder führen zu Über-, Unter- und Fehlversorgung – Geschlechtergerechtigkeit ist daher ein Qualitätsmerkmal eines Gesundheitssystems und nützt allen.“


Das Frauengesundheitszentrum

Die Räume des Frauengesundheitszentrums sind wieder geöffnet. Alle Beratungen rund um Frauengesundheit und die Psychotherapie können vor Ort am Grazer Joanneumring 3, telefonisch oder online genutzt werden. Veranstaltungen finden bis Ende des Semesters über die Onlineplattform Zoom statt und sind kostenfrei. Auch die Bibliothek steht wieder zur Verfügung. Informationen und Anmeldemöglichkeiten gibt es unter der Telefonnummer 0316 83 79 98, per Mail frauen.gesundheit@fgz.co.at und www.frauengesundheitszentrum.eu.

Das Frauengesundheitszentrum steht seit über 25 Jahren für Beratung, Begleitung und Bewegung für Frauen und Mädchen. Es informiert verständlich und verlässlich, führt Projekte in der gesamten Steiermark durch, bildet fort, vernetzt und setzt sich für Frauen und ihre Gesundheit ein.

Alle Online-Termine im Juni finden sich samt Anmeldemöglichkeit auf http://www.frauengesundheitszentrum.eu/termine/?month=6, unter anderem

  • Mittwoch, 10.6., 16 Uhr, Schwanger! – Gut begleitet durch 40 Wochen, mit Hebamme Agnes Maier als Gast, für werdende Mütter und Paare
  • Dienstag, 16.6., 17.30 Uhr, Liebe, Sex und mehr – wie sag ich’s meinem Kind? Für Eltern (auch Großeltern willkommen)
  • Donnerstag, 18.6., 17 Uhr, Wie finde ich gute Gesundheitsinformation im Netz

Quellen:

Aktionsplan Frauengesundheit. 40 Maßnahmen für die Gesundheit von Frauen in Österreich. Bundesministerium für Gesundheit und Frauen. Wien 2017. https://fgoe.org/sites/fgoe.org/files/inline-files/Aktionsplan-Frauengesundheit.pdf

Österreichischer Frauengesundheitsbericht 2010/2011. Bundesministerum für Gesundheit. Wien 2011.
https://goeg.at/sites/goeg.at/files/2017-06/frauengesundheitsbericht_2011_kf.pdf

Adelaide Statement on Health in all Policies – moving towards a sharded governance of health and wellbeing. World Health Organization. Genf 2010.
www.who.int/social_determinants/hiap_statement_who_sa_final.pdf

Closing the Gap in a Generation. Health Equity Through Action on the Social Determinants of Health. World Health Organization. Genf 2008.
http://whqlibdoc.who.int/publications/2008/9789241563703_eng.pdf

Madrid Statement: Mainstreaming gender equity in health:The need to move forward. World Health Organization. Kopenhagen 2002. www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0008/76508/A75328.pdf

Ottawa Charta der Gesundheitsförderung. World Health Organization. Ottawa 1986.
www.euro.who.int/de/publications/policy-documents/ottawa-charter-for-health-promotion,-1986

The Right to Health. Fact Sheet No. 3. World Health Organization. Genf 2008.
www.who.int/hhr/activities/Right_to_Health_factsheet31.pdf

Women and Health. Today’s Evidence – Tomorrow’s Agenda. World Health Organization. Genf 2009.
http://whqlibdoc.who.int/publications/2009/9789241563857_eng.pdf

Seelische Gesundheit und psychosoziale Versorgung von Frauen. Information auf der Plattform Psyche des Gesundheitsfonds Steiermark mit Liste von Beratungsstellen,
www.plattformpsyche.at/themen/gender-spezifika/weiblich

Gesundeit.gv.at – öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Frauengesundheit im Fokus,
https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/gesund-leben-frauen-maenner-frauengesundheit.html

Frauengesundheitszentrum: Links zu dem Thema Frauen und COVID-19, http://www.frauengesundheitszentrum.eu/was-gibts-neues/


Pressekontakt
Felice Gallé, felice.galle@fgz.co.at, 0316/83 79 98