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Wie lÀsst sich Gesundheitsforschung geschlechtergerecht umsetzen?

VerlĂ€ssliche Daten und Studien zu Frauengesundheit sind immer noch rar — Beispiel: Medikamentenwirkung
„Medikamente wirken bei Frauen und MĂ€nnern gleich.“ — Mythos oder Wahrheit? Mythos! Und zwar ein gefĂ€hrlicher. Frauen und MĂ€nner reagieren anders auf viele Medikamente oder brauchen oft andere Dosierungen. Das kann biologische, soziale und kulturelle GrĂŒnde haben. Obwohl 8 von 10 von 1997 bis 2001 in den USA zurĂŒckgezogenen Medikamenten vorwiegend Frauen geschĂ€digt haben, wird immer noch vor allem an MĂ€nnern getestet. Als GrĂŒnde dafĂŒr, dass Frauen in Studien unzureichend berĂŒcksichtigt werden, gelten hormonelle Schwankungen bei Frauen und die Möglichkeit einer Schwangerschaft. Einen Unterschied zwischen Frauen und MĂ€nnern gibt es bei der Verteilung von Medikamenten im Organismus, der Verstoffwechslung, Ausscheidung und Wirkung. Das hat unter anderem damit zu tun, dass Frauenkörper und MĂ€nnerkörper unterschiedliche VerhĂ€ltnisse von Fett, Muskelmasse und Wassergehalt haben. Fettlösliche Arzneimittel werden von Frauen, die einen höheren Fettanteil haben, weniger schnell abgebaut. Damit halten Wirkung und Nebenwirkung lĂ€nger an. Wie zum Beispiel bei Benzodiazepinen, die als Schlaf- und Beruhigungsmittel eingesetzt werden. Diese wirken bei Frauen lĂ€nger und diese lĂ€nger andauernde Wirkung kann insbesondere bei Ă€lteren Frauen zu StĂŒrzen fĂŒhren. Eine Studie an 6800 Herzpatientinnen und –patienten fand heraus, der Wirkstoff Digoxin hilft bei HerzschwĂ€che. Die gleiche Studie wurde Jahre spĂ€ter noch einmal ausgewertet, diesmal nach Geschlecht getrennt: Bei MĂ€nnern fĂŒhrte das Medikament dazu, dass die Zahl der Krankenhausaufenthalte deutlich sank. Frauen, die dasselbe Mittel bekamen, starben frĂŒher als andere erkrankte Frauen, die das Medikament nicht nahmen.

Quellen

Diese Beispiele zeigen stellvertretend fĂŒr viele, wie wichtig es ist, in der Forschung Sex und Gender zu berĂŒcksichtigen! Die folgenden Links enthalten Fakten, Tools und LeitfĂ€den fĂŒr geschlechtergerechte Forschung.

Canadian Institutes of Health Research (CIHR). Institutes of Gender and Health

EuropÀische Kommission

Cochrane Collaboration, Sex/Gender Methods Group

Gendered Innovations (EuropÀische Kommission, Stanford University, National Science Foundation)

Berliner Zentrum fĂŒr Public Health

  • Zu mehr Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern: Erkennen und Vermeiden von Gender Bias in der Gesundheitsforschung (2002): Dieses Handbuch ist die deutschsprachige Fassung des, fĂŒr das kanadische Gesundheitsministerium erarbeitete, Buch Moving Toward Equality: Improving the Health of Canada’s People, Recognising and Eliminating Gender Bias in Health. Es soll Forscher*innen dabei unterstĂŒtzen, geschlechtsspezifische Belange in der Gesundheitsforschung in ausreichendem Maße zu berĂŒcksichtigen: www.genderkompetenz.info/w/files/gkompzpdf/berliner_zentrum_public_health_gender_bias_in_der_gesundheitsforschung_1999.pdf