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Frauengesundheitszentrum: Die Stadt Graz kündigt Fördervertrag

Am Freitag, dem 23. Mai, wurde in der Stadtsenatssitzung der Vertrag der Stadt Graz mit dem Frauengesundheitszentrum gekündigt. Der Antrag war von Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Martina Schröck eingebracht worden und wurde gegen die Stimmen von KPÖ und Grünen beschlossen.

„Der Vertrag war seit 1996 die Basis unserer Arbeit für die Gesundheit der Grazerinnen. Die Entscheidung trifft uns daher hart“, so Geschäftsführerin Sylvia Groth. „Wir wurden nicht im Vorfeld informiert, obwohl wir gerade mit der Stadt Graz und dem Land Steiermark intensiv an der Evaluation der Fraueneinrichtungen arbeiten.“ Unterstützt wird das Frauengesundheitszentrum unter anderem vom Grazer Frauenrat, der in einer Stellungnahme gegen die Vertragskündigung protestierte. Groth ist dankbar für die Solidarität: „Gerechtigkeit ist nicht, alle in die gleiche Unsicherheit zu stürzen. Nötig ist Absicherung für alle Frauenorganisationen, damit sie nachhaltig mit Plan und Qualität für die Grazerinnen arbeiten können.

Nach der nun erfolgten Kündigung endet der Vertrag am 31. Dezember dieses Jahres. Im Juli werden die Ergebnisse der Evaluation vorliegen. „Ziel ist, weiter so wirkungsvoll wie möglich für die Frauen und Mädchen da zu sein und ihre gesundheitlichen Interessen zu vertreten – und dafür eine ausreichende Finanzierung von der Stadt Graz zu erhalten“, so Sylvia Groth, die am 12. Mai vom Land Steiermark für ihre Leistungen das goldene Ehrenzeichen verliehen bekommen hat. „Es kommt darauf an, diese Gesellschaft für alle gerechter zu machen und die Selbstbestimmung der Frauen umzusetzen. Dafür setzen sich gemeinnützige Vereine wie das Frauengesundheitszentrum ein. Dafür sollten sie ausreichend und verlässlich gefördert werden.“

Mehr Information Fakten zum Frauengesundheitszentrum

Medienkontakt
Dr.in Felice Gallé
0316/83 79 98
0664/99 31 592
felice.galle@fgz.co.at

 

Stellungnahme des Vorstands des Grazer Frauenrates

Graz, 22.05.2014

Sehr geehrte Damen und Herren!
Mit Bestürzung haben wir von der Vertragskündigung der Frauenstadträtin mit dem Frauengesundheitszentrum erfahren.
Dagegen protestieren wir im Namen des Vorstands des Grazer Frauenrates und fordern die Frauenstadträtin auf, die Kündigung mit dem Frauengesundheitszentrum zurück zu nehmen.
Obwohl uns zugesichert wurde, dass es keine Änderungen geben wird, bevor das Ergebnis der Evaluierung aller Grazer Fraueneinrichtungen vorliegt. Nun wird diese wichtige Einrichtung für Frauen zerstört. Die ehemalige Bundesministerin für Frauen und erste Frauenstadträtin in Graz, Helga Konrad hat die Gründung des Frauengesundheitszentrums Mitte der 90-iger Jahre sehr unterstützt. Die damalige Parteikollegin, unserer derzeitigen Frauenstadträtin und Vizebürgermeisterin Martina Schröck hat damals schon erkannt, dass es einer gendersensiblen Gesundheitspolitik für Frauen bedarf. Alle gesundheitsspezifischen Aspekte richten sich grundsätzlich nach den männlichen Normen. Helga Konrad war der Zeit voraus und hat diese Erkenntnisse nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten unterstützt. Sie hat für einen guten Vertrag des Frauengesundheitszentrums gesorgt. Ziel war es außerdem, künftig für alle Fraueneinrichtungen Verträge zur Absicherung der Arbeit für die Frauen der Stadt zu erreichen.

Bis heute wurde dieses Ziel nicht erreicht, weil sich alle ehemaligen Stadträtinnen der SPÖ im gemeinsamen Kampf mit den Fraueneinrichtungen einige Verbesserung für diese erlangen konnten. Mit ihrer Forderung nach einem höheren Budgetanteil für Frauen sich konnten sie sich aber nicht durchsetzen. Die jetzige Frauenstadträtin hat dies nicht einmal versucht, sondern nimmt die angespannte Budgetlage der Stadt Graz und ihres Ressorts zum Vorwand, eine bewährte Fraueneinrichtung zu vernichten. Hat sie Befürchtungen, dass bei der Evaluierung womöglich herauskommt, dass die Mitarbeiterinnen im Frauengesundheitszentrum – wie auch in allen übrigen Fraueneinrichtungen – engagiert und nicht grade hoch bezahlt zudem ohne besondere Karrierechancen, am Rande ihrer Leistungsgrenzen arbeiten. Um den Grazer Frauen ein vielfältiges Angebot bieten zu können, wird einmal mehr bewiesen, dass die Wertschätzung für Frauen und deren spezifischen Bedürfnisse, der Weg zu einer tatsächlichen Gleichberechtigung und Verteilungsgerechtigkeit nur leere Worte sind. Beim Geld zeigt sich die wahre Gesinnung.

Dass das bei einer männlich orientierten Stadtregierung der Fall ist, wundert uns nicht, aber bei der Frauenstadträtin und Vizebürgermeisterin schmerzt diese Haltung ganz besonders.

Irene Windisch
Obfrau, Verein Grazer Frauenrat
www.grazerfrauenrat.at/fb/frauenbeauftragte/presseaussendung-zur-vertragsk%C3%BCndigung-des-frauengesundheitszentrums

Portrait Sylvia GrothGrafik Budgetentwicklung Frauengesundheitszentrum

Rita Obergeschwandner, 23.05.2014