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Stellungnahme des Netzwerks der österreichischen Frauengesundheitszentren zur Muttertagsaktion „Tutti kompletti“ des Radiosenders Kronehit

Presseinformation, Graz, 4. Mai 2017

Das Netzwerk der Frauengesundheitszentren Österreichs tritt entschieden gegen die Aktion „Kronehit Tutti kompletti“ auf. Es lehnt sowohl den Inhalt der Aktion als auch das Vorgehen von Kronehit ab und stellt fest: Idee, Titel, Text und Grafik sind sexistisch, fördern ein gesundheitsschädliches Körperbild und verharmlosen chirurgische Eingriffe.

Im Rahmen der Aktion „Tutti kompletti“ sucht der private Radiosender Kronehit eine Tochter und eine Mutter, die sich für ein Honorar von 5000 Euro ihre Brüste operieren lassen und Bild-, Film- und Tonaufnahmen, Studiobesuchen und PR-Terminen zustimmen (www.kronehit.at/home/tutti-kompletti/teilnahmebedingungen-tutti-kompletti/).

Auf der Website (www.kronehit.at/home/tutti-kompletti/) spricht Kronehit Töchter an. Direkt neben diesem Aufruf ist ein Anmeldebutton platziert.

„Du willst neue Brüste für dich und deine Mutter? Wir wollen dich und deine Mum auf dem Weg zur neuen Oberweite begleiten!
Mach jetzt mit und schick uns ein Foto von dir und deiner Mama! Melde dich jetzt gleich an.“

Der private Radiosender will die Werbebeschränkung für Schönheitsoperationen (ÄsthOpG, § 8, Absatz 5, www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=20007939) umgehen. Er bezeichnet daher seine Aktion „Tutti kompletti“ als „soziales Experiment“ und „kein Gewinnspiel“.

Aktionen dieser Art stellen eine massive Verharmlosung von medizinisch nicht notwendigen chirurgischen Eingriffen dar. Sogenannte Schönheitsoperationen bergen Risiken und Komplikationen. Hier aber wird Frauen suggeriert, dass es sich um Wellness-Angebote handle, um harmlose Körperoptimierung, einen schnellen Weg zum Glück.

Die Körper von Mädchen und Frauen werden immer stärker Normierungen ausgesetzt, die von Wirtschaft und Medien vorgegeben werden. Abweichungen in Form und Maß gelten als nicht gesellschaftsfähig oder sogar krank. Am Computer bearbeitete Fotos von Frauen in den Medien zeigen Frauen eine Welt, in der ihre Körper als Ware gelten, perfekte Schönheit jederzeit machbar ist und frau selbst schuld ist, wenn sie nicht den standardisierten Idealen entspricht. Dies gilt auch für die „Tutti kompletti“-Grafik.
Frauengesundheitszentren bieten Frauen und Mädchen unabhängige und stärkende Information und Beratung auch zu Fragen rund um Körperlichkeit und Schönheitsideale und fordern Respekt für die Vielfalt von Körperformen.

Netzwerk der österreichischen Frauengesundheitszentren
www.frauengesundheit.at

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Felice Gallé, 04.05.2017